Siehe dazu auch das Interview mit Ortwin Rosner: https://www.youtube.com/watch?v=1kuH2XH3OIM
(Zur Bedienung: Der Film ist tw. stumm. Dadurch bitte nicht irritieren lassen.)
"Adornos Augen" ist eine 27 Minuten lange Videomontage, die ich bereits 2003 konzipiert habe, als der 100. Geburtstag von Adorno gefeiert wurde. Tatsächlich war mir die Idee dazu aber schon Jahre zuvor durch den Kopf gegangen.
In der Folge kam es zu einer Vorführung im WUK-Kino, die jedoch eher privaten Charakter behielt, da nur Freunde von mir kamen. Meine Suche nach einer Möglichkeit, den Film in einem größeren Rahmen wirklich öffentlich aufzuführen, blieb erfolglos. Darum stelle ich den Film jetzt auf YouTube. Diese Fassung wurde 2013/2014 mit der Hilfe Winfried Wesselys erstellt.
Die Arbeit hat eine komplexe, aber relativ strenge Struktur und stellt eine Montage aus vier Schichten dar: Die Grundschicht stellen Zitate Adornos aus seiner berühmten "Ästhetischen Theorie" dar, die sich mit der Frage auseinandersetzen, was das Wesen der Kunst ausmacht.
Es handelt sich um Zitate, in denen Adorno vom "Blick" der Kunstwerke spricht. Zwischen diese Zitate schalte ich Fotos von Adorno selbst, in denen er den Betrachter anblickt. Das heißt, ich versuche sozusagen, seine Theorie auf ihn selbst anzuwenden. Dies stellt die zweite Schicht dar.
In einem dritten Schritt habe ich dann Ausschnitte aus Filmklassikern gewählt, die sich mit dem Phänomen des Blicks und des Sehens auseinandersetzen. Das Sehen ist dabei immer verdoppelt, man sieht, wie jemand sieht.
Der Blick der Kunstwerke ist Adorno zufolge immer eines, das eine Überraschung, einen großen Schrecken, etwas Noch-Nie-Gesehenes ausdrückt, den berühmten Schock, den man in der Moderne erfährt, etwas, das Ich-Auflösung bewirkt.
Darunter reihen sich auch Zitate Adornos, die das Schweigen und die Stummheit der Kunstwerke betreffen, hierzu montiere ich Filmausschnitte, die ebenso das Unaussprechliche, Unsagbare, Unerzählbare, das Verstummen zu ihrem Inhalt haben.
Eine vierte und letzte Schicht stellen schließlich Fotos aus meiner eigenen Familiengeschichte dar, und darin geht es letztlich um eine Verarbeitung meiner eigenen Vergangenheit.
Zusätzlich zu diesen vier Schichten ist noch anderes Material in die Montage eingestreut, das sich nach den Prinzipien der freien Assoziation ergeben hat.
Generell beruht der Film allerdings auf der Dynamik des Assoziierens, und für mich mich persönlich liegt das Interessante an ihm nicht zuletzt darin, dass man mir quasi beim Denken zuschaut; wer diese Videomontage betrachtet, der sieht quasi in mein Hirn hinein, sieht, wie meine Gedanken arbeiten, wie der Assoziationsfluss in meinem Gehirn funktioniert.